Gesangverein "Eintracht" 1877 

Wiesbaden-Schierstein 

Nach dieser Kurzbetrachtung der allgemein erwähnenswerten Leistungen des Vereines zurück zum Geschichtsablauf. Am 2. Mai 1878 trat die „Eintracht„ erstmals in der Öffentlichkeit auf. Sie hielt in den „Drei Kronen„ einen Vereins-ball ab, der guten Anklang fand. Wenig später gab es einen Dirigentenwechsel. Kapellmeister Eckel von der Kurkapelle Schlangenbad übernahm den Chor. Immer mehr Sangesfreunde meldeten sich bei der „Eintracht„ an. So kam es, dass der Übungsraum im Vereinslokal zu klein wurde. Daher siedelte der Verein in das Restaurant „Rheinlust„ um.

Im Sommer 1882 wurde in Diez/Lahn der Nassauische Sängerbund gegründet. Ihm trat auch der GV „Eintracht„ am 2.12.1882 als Mitglied bei. Schon im Jahre 1880 hatte man an die Anschaffung einer Fahne gedacht. Schiersteiner Jungfrauen sammelten für diesen Zweck 200,- Mark und übergaben sie dem Verein. Die Fahnenweihe fand am 3. Juni 1883 auf dem Festplatz am Hafen statt.

Innerhalb kurzer Zeit, von 1882 bis 1885, wurde ein dreimaliger Chorleiter-wechsel erforderlich. Unter der Stabführung von Stabshornist Schneider nahm der Verein 1885 an einem Gesangswettstreit des Brudervereins „Germania„ teil.

Bestandene Bewährungsprobe:                                                                                                     „Rein im Sange, Treu im Wort, Fest in Eintracht, Immerfort„

Dieser Wahlspruch des Gesangvereins „Eintracht„ muss dem nachfolgenden Kapitel vorangestellt werden, denn viele Jahre kriselte es gefährlich. Es begann mit den Bestrebungen, einen Zusammenschluss der Gesangvereine „Germania„ und „Eintracht„ herbeizuführen. Viele Mitglieder der „Eintracht„ standen einer Fusion nicht ablehnend gegenüber, jedoch sollte bei der Vereinigung der Name „Eintracht„ beibehalten werden. Für die Gegenseite bedeutete dieses Anliegen – Ablehnung!

Bei einigen „Eintracht„-Sängern gab es indessen keine Ruhe. Deshalb mußten sich die Geister scheiden. Die entscheidende Versammlung fand am 3. Dezember 1887 statt. Der Fahnenträger gab die Fahne mit einem Schreiben zurück, wonach zunächst 11 Mitglieder ihren Austritt erklärten. Weitere 6 Mitglieder folgten diesem Beispiel, so dass der Verein insgesamt 17 Sänger verlor.

Nach diesem „Gewittersturm„ schien die Ruhe gesichert. Dem war aber nicht so. 1894 erreichte der Verein mit nur noch 35 Mitgliedern den absoluten Tiefstand. Es muss auch von einer Auflösung des Vereines die Rede gewesen sein, sonst wäre wohl nicht jener Beschluss vom 5. Februar 1898 nötig gewesen, in dem festgelegt wurde, dass eine Auflösung des Vereines vollständig ausgeschlossen sei, solange noch 6 Mitglieder dem Verein die Treue hielten. Diese klare Festlegung ließ auch die Pessimisten neuen Mut schöpfen. Das „Fähnlein der sieben Aufrechten„ hatte gesiegt, die schwerste Krisenzeit der „Eintracht„ gehörte der Vergangenheit an und es ging wieder aufwärts!

Emil Spitz als Vorsitzender der „Eintracht„ von 1891 bis 1919 hatte die schwerste Hürde genommen. Die neuen Dirigenten Wehnert, Merten und Scheurer sorgten dafür, dass auch der Chor wieder Ansehen gewann. Im Jahre 1901 errang die „Eintracht„ bei einem Gesangswettstreit in Langenschwalbach (jetzt Bad Schwalbach) den ersten Preis.

Das 25-jährige Stiftungsfest feierte der Gesangverein „Eintracht„ am 15. und 16. Juni 1902. An dem Jubelfest beteiligten sich insgesamt 17 Vereine. Stolz bemerkt der Chronist in seiner Abrechnung, dass dieses Fest dem Verein einen Überschuss von insgesamt 540,68 Mark gebracht hat. Für die damalige Zeit eine schöne Stange Geld.

Der Verein hatte nun eine gefüllte Kasse und konnte zu neuen Taten schreiten. Leider kündigte der erfolgreiche Dirigent Scheurer am 21. September 1905. Den Dirigentenstab übernahmen in der Folge die Musiker Eschwege und Heuß. Das Jahr 1906 brachte den Gesangswettstreit des Nassauischen Sängerbundes in Sonnenberg. Der Verein errang den 2. Preis und den 2. Ehrenpreis.

Besonders erwähnenswert in der Vereinsgeschichte ist das Jahr 1909. Als damals der Dirigent Karl Reinhardt als Chorleiter gewonnen wurde, konnte niemand im entferntesten ahnen, dass eine „Reinhart’sche Chorleiter-Ära„ angebrochen war. Sie währte bis zum Jahre 1959, denn 1938 übernahm sein Sohn August den Dirigentenstab von seinem Vater. In dieser Zeitspanne hat der Gesangverein „Eintracht„ auf vielen Sängerwettstreiten bedeutende Erfolge errungen. Als von 1914 bis 1918 der erste Weltkrieg wütete, wurde es um das Vereinsleben stiller und im Jahre 1916 ganz still. Erst im April 1919 konnte sich die „Eintracht„ wieder regen und die ersten Gesangstunden abhalten. Der verlorene Krieg hatte es mit sich gebracht, dass auch Schierstein von französischen Truppen besetzt war.